Ein Wochenende, auf das man sehnlichst gewartet hat. Die Wettervorhersage spricht von 30 Grad, man hat nichts weiter geplant, als in der Sonne zu liegen und ab einem bestimmten Punkt leicht einen sitzen zu haben. That’s life, das hatte Sinatra schon gesagt…
Buch
An diesem Wochenende hatte ich nun endlich The Perfect Storm ausgelesen und kann dazu Folgendes sagen:
Ich hasse es. Ich mag es. Ich mag es. Gott, ich hasse es. Dieses Buch existiert nur in zwei Extremen! Warum? Es geht im ersten Teil um das Fischen an sich, die Geschichte dazu, welche großen Verluste es schon eingebüßt hat. Es geht um Familien, die auseinanderbrechen, um Kneipen, die sich schon morgens füllen und in denen die Leere, die ansteht, nachdem man wieder an Land ist, gefüllt wird. Im zweiten Teil geht es darum, wie die See sich verhält, wenn es auf das Schlimmste ankommt. Wie groß Wellen werden, wie sich Windstärke zur See verhält, was alles passiert, wenn Schiffe langsam am Sturm zerbrechen. Man könnte denken, dass diese Intensität genügt – aber nein! Es geht dann um die Rettungsaktionen, die eingeleitet werden müssen, wenn die Schiffe es nicht durch den Sturm schaffen, es geht um Helikopter, die es auch nicht schaffen, es geht um gelungene und nicht gelingende Rettungsaktionen, Seemänner, die es nicht schaffen, gerettet zu werden. Es ist ein wahnsinnig reales Buch, zu gut geschrieben, als dass man es wirklich genießen kann, denn man befindet sich im Sturm, auf dem Deck eines Fischkutters, im Wasser und im Helikopter. Intensiv! Ich weiß aber nicht, ob ich es empfehlen kann.
Film
Natürlich gibt es diesen Film NIRGENDWO!!! Ich befinde mich schon wieder in Rage über diese dämlichen Streamingseiten.
Buch
Views von Marc-Uwe Kling gibt es als Hörbuch bei der Supermacht Spotify. Neugierig wie ich bin, testete ich sein Können im Genre Thriller: Es ist erstaunlich. Dieses Buch ist spannend von Minute eins – es ist so nah am Geschehen, dass schon dieser Aspekt sehr gruselig ist, und er hat eine sehr detaillierte “View” auf die ganze Künstliche-Intelligenz-Geschichte. Ich bin sehr erschrocken von dem, was er geschrieben hat, und gebe diesem Buch eine 9,6 von 10 Sternen.
Andere Inspirationen
Dieses Wochenende befand sich unter dem Stern der Zusammenkunft. Man trifft einen Herzensmenschen nach zwei Monaten wieder und es geht einem das Herz auf. Dieses wird dann kurz auf die Probe gestellt, als all die Mühen der letzten Woche sich in Luft auflösen, da einer der Teilnehmer der Oper absagen musste. So sei es drum, denkt das Herz und geht am kleinen Müggelsee wieder auf, als es sich die ganzen Boote anschaut und in der Sonne Karotten mit Hummus isst. Der Abend wird in Kreuzberg verbracht, mit Pizza und Prosecco. Ein weiterer Kurztrip an den kleinen Müggelsee und...
Film
The Americans am Abend lassen den kurzweiligen Frust der nicht stattgefundenen Show vergessen.
16. Juni
Berlin musste sich von dem ganzen Sonnenschein erholen und entschied sich, die Wolkendecke überzuziehen und sich auszukurieren. Fein, Berlin, ich kann das leider nicht.
Es gilt, Sachen vorzubereiten – und zwar so, dass man das anstehende lange Wochenende ganz ohne Stress und ein: “Scheiße, das hab ich vergessen” überstehen kann. Seit 9 Uhr morgens ist man auf den Beinen, hat sich für die Nachwirkungen des Wochenendes und die Konzentration einen Smoothie und einen Salat à la Emma gemacht (das eine 10 von 10) und erledigt so seine Sachen, schafft es, für eine halbe Stunde eine Freundin auf einen Kaffee zu treffen und entscheidet sich um 22 Uhr, dass es jetzt reichen soll.
Fazit des Tages: Ein solcher Tag darf passieren, sollte aber nicht zur Gewohnheit werden.
Film
This is Us wird langsam zur abendlichen Gewohnheit, hat mich an diesem jedoch schwer erwischt, als nun die Folge kam, wie Jack, der Vater, gestorben ist. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass das clever erzählt wird, dass jedes Staffelende ein weiterer Teaser, ein weiteres Puzzleteil wird – aber nein: Spoiler – in Staffel zwei erfährt man das. Da lieg ich schluchzend im Bett und bin völlig überrascht von der emotionalen Reaktion (Auswirkungen eines wirklich langen Tages).
Um sich wieder einzukriegen dann The Long Way Up, das ist eine Motorrad-Dokumentation über Ewan McGregor und seinen Freund, die mit E-Bikes durch Südamerika fahren wollen. Das triggert nur die Lust, wieder auf mein Motorrad steigen zu wollen.
17. Juni
Ich bin enttäuscht, dass Co-Stars nichts vorhergesagt hatte…
Ich sitze morgens nach dem Yoga vor dem Computer und nehme an einem Schauspiel-Workshop teil. Vorbereitet. Der Workshop geht exakt 1 ½ Stunden – keine Minute länger, das passt nicht in den Plan. Der Van wird gepackt. Dafür hat man exakt 1 Stunde und 50 Minuten. Die Hoffnung, darin etwas ungestressten Spaß zu finden, versiegt mit dem ständigen Blick auf die Uhr – nein, man möchte nicht so eine Person werden. Nein, nein, nein. Die Erleichterung ist groß, auch an diesem Punkt einen Haken zu setzen: Der nächste ist die 10. Folge der 2. Staffel unseres Podcasts Muss man gesehen haben, was damit insgesamt die 30. Folge ist: Bastian, Champagner ist angesagt! Wie immer an dieser Stelle haben wir eine Gästin, meine wundervolle Freundin und Kollegin Merlina Parot, die ihren Lieblingsfilm La Boum mitgebracht hat. Ich genieße die Arbeit am Podcast mehr und mehr, auch wenn es doch einiges an Konzentration abverlangt. Nach 1 ½ Stunden Podcastaufnahme (keine Minute länger) klingelt es an der Haustür. Es wird sich die Klinke in die Hand gegeben, heute ist keine Zeit für Kaffee und Plausch.
Wir proben die Szenen für meinen Kurzfilm, und wie ich mit dieser Erfahrung merken durfte, sind Proben mitunter das A und O. Die Vorstellungen als Regisseurin werden nicht sofort errochen von den Schauspielern, geschweige denn sofort geteilt. Auch werden Proben auf die leichte Schulter genommen – ist doch die Vorstellung zu groß, sich mit Gleichgesinnten mehr auf Aperol zu treffen und nebenbei ein bisschen Text zu machen. Gott, wie ich mir das gewünscht hätte. Nach zweieinhalb Stunden sind wir der Sache näher gekommen, haben die ersten Probeaufnahmen auf dem Handy und entlassen die Schauspieler, um dann:
an dem längst vergessenen Cabaret zu arbeiten. Das lag ein Jahr in der Schublade, bis der Sänger, dem es gewidmet ist, es herausgezogen hat. Es handelt sich um einen schwulen Sänger, der aus der Kleinstadt in Brandenburg kommt und von der großen Bühne träumt, leider versackt in dem Trott und dem Nicht-über-den-Tellerrand-Blicken der dort lebenden Gesellschaft. Es ist ein Paradiesvogel, gefangen im Körper eines Spechts, lebend das Leben eines Spatzes. Am Ende dieses Tages, um 21 Uhr, rauchte mein Kopf.
Content für diesen Tag?
Eine durch AJR begleitete Bahnfahrt nach Schöneweide.
Man hat das Büro nicht verlassen, um statt 8 Stunden 12 zu arbeiten. Auch sind die Arbeit an zwei Projekten erlaubt, an fünf ist ab jetzt verboten.
Die Nacht verbringt man das erste Mal hinter einer Tankstelle irgendwo zwischen Wolfsburg und Hannover – erschöpft, müde und verärgert, dass man so spät nachts noch dachte, man könnte eventuelle Ansprüche stellen. Ich glaube, die Hauptursache für Streitigkeiten ist pure Erschöpfung. Denn durch die ist man sehr, sehr sensibel. Und dünnhäutig. Wieder was gelernt.
18. Juni
“Think of a good reason” - Co-stars.
Nope, da war kein Schlaf möglich. Tankstellenromantik gibt es nur in Kerouacs Büchern, in Roadtrip-Movies, nicht im echten Leben. Hat man jetzt auch mal gemacht.
Man macht sich mit schlechtem McDonald’s-Kaffee (9 fucking Euro) auf den Weg nach Belgien.
Musik
Begleitet wird diese Fahrt von:
– Fest und Flauschig (die ersten 15 Minuten)
– Spotifys Chill-Playlist,
– Spotifys Indie-Playlist,
– dem Hörbuch Superfans - Pat Flynn
– Spotifys Upbeat-Playlist,
– und sehr viel Stille.
In Belgien scheint jedoch die Sonne. Sonne hilft bei schweren Gemütern. Es wird sich versöhnt – auf einem Campingplatz, der um drei Seen herum gebaut wurde. Ich muss erwähnen, dass die niederländische Sprache eine der schönsten Sprachen ist, und wenn man Kinder diese sprechen hört, sich unbedingt wieder an sein Duolingo setzen mag.
Soja-Burger sind was für harte Vegetarier, da bin ich eher ein Fan von Pattys mit Gemüse. Aber nur meine Meinung.
Es ist 21 Uhr, als die Lichter ausgehen. Vorbei für heute. Danke, du schöne Welt.
19. Juni
“There is no such thing as the one-” - Co-stars.
Unter diesem Stern steht mein heutiger Tag. Ein fantastischer Aufreger für meine Begleitung, dem Folgendes in seinem Kopf rumschwirrt:
“Da sitzt ein Typ irgendwo im Keller seiner Eltern, kreierte eine App, die er mit ChatGPT verbunden hat, und lässt naive Teenager den Scheiß glauben, den es verpatzt. Ich möchte von keiner dummen App hören, wie die Beziehungen zu sein haben zu den Menschen, die ich gern hab.” - Begleitung in Rage ist sehr lustig.
Recht hat sie. Spaß macht die App trotzdem – vielleicht aus den Gründen.
Man ist auf dem Weg nach Calais, hört sich meine Guilty Pleasure-Alben an (Train und Say Anything), findet wenig Begeisterung. So ist das manchmal. Man kann nicht alles teilen. Der Verkehr um Antwerpen ist fürchterlich – nicht nur, was den Stau angeht, auch die Beschilderung: Wenn möglich, bitte umgehen!
Und dann ist man in Calais und benutzt das erste Mal den Zug unter der Nordsee.
Es ist anders, als es die Vorstellungen versprechen. Es gibt einen Zug, in den fährt man rein, dann ist es 40 Minuten dunkel, dann fährt man wieder raus. Man sitzt nicht in einem aus Glas angefertigten Tunnel, in dem der Zug mit großen Fenstern durchfährt und man die Pracht des Meeres bestaunen kann (bei der Tiefe wäre es vermutlich auch einfach nur dunkel).
Sei es drum – Sachen von der Bucketlist abzuhaken macht Einen doch Stück für Stück zufriedener.
So erreicht man die White Cliffs of Dover, wird empfangen von Sonnenstrahlen und einer mächtigen Burg auf den Klippen Englands, rechts die Fähren nach Frankreich. Aus Gründen des guten Geschmacks hört man Louis C.K.-Programm aus dem Beacon Theatre, bis man seinen Campingplatz bezieht. Man parkt Ben auf dem Hügel, schaut herunter auf das Meer, auf Sandstrand und einen Haufen Kinder, die dazwischen Rugby, Frisbee und Cricket spielen. So schön die Landschaft ist, so schwerer fällt es, für den Moment anzukommen bei all dem Geschrei.
Der Campingplatz ist eine 15 von 10 Sternen, drunten am Strand überkommt einen das Gefühl, hier Wurzeln schlagen zu wollen.
Es gibt ein Lagerfeuer, das vor den Füßen brennt, während am Himmel die Sterne ihre Posten beziehen. Man hört das Knacksen des Holzes, das Rauschen des Windes, die Wellen der See. Wie gut man es doch hat. Wie vollkommen zufrieden solch Momente sein können – so klein und doch so bedeutsam.
20. Juni
“Communicate openly about all things, even when it hurts” - Co-stars.
Kindergeschrei funktioniert sehr gut als Weckersatz. Fleißig rennen sie ihre Runden, werfen Bälle hin und her. Es gibt Yoga, Kaffee und Rührei, bevor man diesen Platz der Schönheit verlässt.
Ein Familien-Party-Wochenende steht an.
Der südenglische Akzent gefällt mir sehr gut.
Zum Mittag gibt es Fish and Chips. Also, bis nächste Woche.
Bussi Baba, deine Emilia.