Es sind die letzten Maitage, ein Mai, der wie immer mit viel Glitzer und Sekt begonnen hat, so vielversprechend heiß und harmonisch, der einen aber doch ein bisschen auf die Probe gestellt hat – ganz, als wollte er prüfen, ob man wirklich bereit für den Sommer wäre.
Ja, sind wir.
Ein Mai mit unvorhergesehenen, positiven Auswirkungen auf mein persönliches Leben. Das erste Mal London im Mai. Geburtstage von wichtigen Menschen. Ein entwirrter Spaghetti-Haufen.
Den Samstag verbringt man Stative und große Scheinwerfer schleppend in Mariendorf. Kurz hinter Tempelhof, da findet Ende Mai auch ein Hafenfest statt, welches aber sehr dörflerisch wirkt. Dort, in der Ufa-Fabrik, wird ein Event seit 7 Jahren veranstaltet, das ein wenig an den ESC erinnert. Das Babylon Europa – 22 Künstler von Bulgarien bis Portugal zeigen ihr Talent und einen Einblick in deren Kultur, und wir waren dabei, um es für die Nachwelt festzuhalten. Bei erfreulichen 35 Grad rennen wir von einer Seite zur anderen und dazwischen werden Porträts geschossen und sich über die deutsche Publikumsmentalität amüsiert. Welch ein Fest.
Der Sonntag war ganz den Freuden der Freunde gewidmet, die zum Grillen vorbeigekommen sind. Aperol in der Sonne, vegetarische Burger, Geschichten von langsam alternden Rockstars, Kinderbespaßung mit Kuscheltieren, die man nicht übers Herz gebracht hat, seinen Nichten zu übergeben – alles in allem ein sehr gelungener Sonntag mit tiefgehenden Gesprächen.
2. Juni
Man spürt den gestrigen Abend um 9 Uhr, als der Wecker klingelt, und macht das einzig Vernünftige: Man stellt ihn aus und dreht sich noch einmal um. Eine Stunde später geht es einem doch spürbar besser, und so widmet man sich seinem körperlichen und seelischen Einklang mit Yoga und setzt sich dann gewohnterweise an den Computer.
Film
Moulin Rouge wurde heute vor 24 Jahren in den Kinos gezeigt. Ein fantastischer Grund, ihn sich mal wieder anzusehen. Ich liebe diesen Film sehr, denn die erste Hälfte ist so schrecklich, dass man sich immer und immer wieder fragt, warum man sich das antut, bis es dann zum Elephant Medley kommt und man in seinem Bann steckt und vollkommen begeistert ist.
Nine Perfect Strangers Staffel 2 gibt mir das Vergnügen, wieder eine Serie angefangen zu haben, bei der ich warten darf, bis sie mir gewährt, weiterzugucken. Ich hasse das und finde es eine Dreistigkeit. Wofür bezahlt man eigentlich Amazon und Co.?
Jedenfalls erinnere ich mich, dass ich die erste Staffel durchgebinged habe, da es auch in meinem Leben vorkam, krank gewesen zu sein. Ich habe es als eine gute Unterhaltung empfunden – nichts Bahnbrechendes. Und ja, man wusste, was passiert, und ja, ab und zu einzuschlafen und in der Mitte der nächsten Folge aufzuwachen ist bei dieser Serie (und wahrscheinlich 80 Prozent ALLER Serien) kein Verbrechen – aber ich mag Nicole Kidman gerne. Der Look der zweiten Staffel gefällt mir um einiges besser: ein Luxushotel irgendwo in den Alpen und wirklich mal deutsche Schauspieler – keine Amerikaner mit deutschem Akzent. Jedoch muss man auf Folge 4 warten, bis Amazon so gnädig ist und sie freigibt.
Mit dieser Serie hatte ich das gleiche Problem (klassisch: alle Freitag eine Folge), aber wir sind drangeblieben. Fazit: eine sehr clevere Serie über den Wert einer High Society in der Nähe von New York, eine schöne Bebilderung des Nichts dahinter und wie schnell man doch alles verlieren kann. Schöne Seitengeschichten, gute Charaktere (gut ausgewählt) und trotzdem keine große Überraschung am Ende. Ich hab sie genossen. 7,4 von 10 Sternen.
Andere Inspirationen
Der Pitch für den Kurzfilm ist fertig und hat sogar einen fast professionellen Look. Schauen wir mal, ob das Filmförderer genauso sehen.
Ich bin eine gute Lasagne-Köchin. Das waren 8,2 von 10 Sternen.
3. Juni
Berlin begeistert mit 18 Grad um 9 Uhr morgens – da kann ja nichts schiefgehen, auch wenn man 1½ Stunden für seinen 10-Uhr-Termin warten muss. Da sind sie fair, die Ämter – egal ob mit oder ohne Termin, es wird sich hinten angestellt.
Musik
Wie gut, dass mich Views von Marc-Uwe Kling unterhält. Mein Marc-Uwe, den ich kenne, seitdem ich 11 Jahre alt bin und immer unter der Sparte „Komödie“ untergebracht habe, hat nun einen Thriller geschrieben, der so nah am heutigen Geschehen dran ist wie nur irgend möglich. Es geht um Deepfake, ChatGPT, Immigration – und das in einem Ton, der wirklich sehr spannend ist. Herr Kling, da haben Sie sich wieder einmal selbst übertroffen!
ABER WARUM, DU ARSCHLOCH VON GROßKONZERN SPOTIFY, DARF ICH, OBWOHL ICH DEN HÖCHSTSATZ ZAHLE, DAS HÖRBUCH NICHT ZU ENDE HÖREN? EINEN AUF BOOKBEAT MACHEN UND DANN SELBER ENTSCHEIDEN, WANN SCHLUSS IST, PASST MIR ÜBERHAUPT NICHT!!
Nach dem Ärger haben dann Olli und Jan dafür gesorgt, dass ich abgelenkt werde.
Andere Inspirationen
So erledigt man weiter seine Pflichten, ruft deutsche Institute zurück, die seit Wochen versprochen haben, sich zu melden, und klärt das meiste sehr erfolgreich.
Musik
AJR ist wieder für mich da und führt mich durch den Nachmittag.
Film
Eine weitere Podcast-Episode schreit danach, aufgenommen zu werden, was für uns heißt: ab ins Kino. Die Türen des Rollberg-Kinos öffnen sich und es zeigt uns The Phoenician Scheme.
Bei Wes Anderson habe ich ein bisschen das Gefühl, dass er seinen Biss verloren hat, seine Genialität, und sich auf seinen außergewöhnlichen und sehr hübschen Stil ausruht. Wie schön, dass alle milliardenschweren Schauspieler mitspielen und vergleichsweise wenig Gage bekommen – man müsste sie dann aber auch anleiten und nicht nur absurde Texte direkt aufsagen lassen. Nett anzusehen, hier und da geschmunzelt, aber umgehauen hat er mich nicht. 6,8 von 10 Sternen.
War sehr lange auf meiner Liste. Einerseits Bill Murray (logisch, nach Wes Anderson), andererseits Rashida Jones, die mag ich wirklich gern. Was wie ein guter Film anfängt, verliert sich in Banalitäten, und in der Hälfte langweilt er. Da kann selbst der amüsierte Bill Murray als Abenteurer-Vater wenig tun. 4,6 von 10 Sternen. Ich versteh auch nicht, warum Coppola sooo gehypt ist. Wenn ich die Möglichkeiten hätte, ab und zu New York reinzuschneiden und mit absoluten Größen zu drehen – schaffe ich es dann auch?
4. Juni
Musik
Ich wurde gefragt, wie ich das Album The Gods we can touch von Aurora finde – das war ungefähr 2 Wochen her. Ich mag das Album, erinnert mich ein bisschen an meine kurze, aber intensive Affäre mit Fletcher.
Nach dem Mal-Durchhören ging es aber zu meiner Chill-Hip-Hop-Playlist, erstellt von der Supermacht Spotify.
Andere Inspirationen
Mein Handy sieht seit geraumer Zeit mehr aus wie ein Unfall als ein mobiles Telefon – das sollte sich heute ändern. Wie gut, dass es in Neukölln nur so wimmelt von ominösen Handyreparaturläden, bei denen man sich immer fragt, was hinter der Ladentheke noch verkauft wird. Ich bekam einen Espresso, setzte mich in die Ecke mit meinem Buch und nach türkischen „5–10 Minuten“ (umgerechnet 25 in deutscher Zeit) sieht mein Handy wieder aus wie neu.
Wir bereiten ein E-Casting vor, in dem wir eine Elfe spielen sollen, bewerben uns für einen 3-monatigen Workshop Ende des Jahres und gehen den Casting-Call durch, den man im Internet freigeschaltet hat. Viele ambitionierte Menschen – das macht Vorfreude auf den eigentlichen Dreh.
Zum Abschluss des Abends setzt man sich mit seinem Cutter in den Golgatha-Biergarten und bespricht den zweiten Film, seine Thailandreise und meine nach Bora Bora.
Das war wirklich ein sehr schöner Tag.
5. Juni
Beginnt mit einer schlaflosen Nacht. Sowas soll vorkommen, könnte aber weniger sein. Man hört Nachrichten, um vielleicht durch Schock über die Welt wacher zu werden, und nimmt sein Casting auf. Das hat tatsächlich Spaß gemacht.
Träge versucht man, sich durch seine heutigen Aufgaben zu kämpfen, gibt dann aber auf und fährt in den Tiergarten.
Musik
Dabei hört man John Wilson im Interview und erinnert seine New-York-Tage, als wären sie gestern gewesen.
Im Tiergarten wird gelästert – was tatsächlich eine Seltenheit ist –, aber manchmal darf das auch sein. Mit Coca-Cola sitzt man in der Sonne und fragt sich, wie man nur so sein kann. Dann geht man zufällig am Berliner Staffelstab-Rennen vorbei und ist dann wieder schnell in den heimischen Hallen. Dort werden Sachen gepackt, noch kurz ein Event besucht, auf das man eingeladen war, Pizza bestellt und
Film
The Americans angefangen.
6. Juni
Der Wecker klingelt um 2:53 Uhr morgens. Meine Augen sind geschwollen, mein ganzer Körper wehrt sich gegen die Dunkelheit und Kälte draußen.
Um 3:18 sitze ich am ZOB, warte auf den Bus.
Um 4:23 kommt der Bus – mit einer Stunde Verspätung – und man befindet sich auf einem Wochenendtrip mit seiner besten Freundin. Schwerer Anfang, aber die Zeit wird großartig.
Das war’s dann von mir – allen Berlinern einen fröhlichen Karneval.
Bussi Baba