Ein großes Event vereint die europäischen Länder an diesem Wochenende und festigt die internationalen Freundschaften: Die Musikbrauerei in Berlin-Mitte öffnet ihre Türen für das Labyrinth, eine Veranstaltung, die ihresgleichen sucht. Ein Kollektiv bestehend aus 28 Künstlern – darunter Tänzer, Musiker, Schauspieler – brachte unter dem Motto „Rides of Spring“ einen Abend voller Gänsehaut und Staunen hervor. In kleinen Grüppchen verliert man sich in den Gängen und Räumlichkeiten der Brauerei und wird von mystischen Charakteren durch die unterschiedlichen Moderne und Kulturen geleitet. Es ist unfassbar inspirierend. Ich für meinen Teil empfinde das Cello wieder als eines DER Superinstrumente, möchte wieder ins Theater, Brecht-Stücke anschauen und in Lichtausstellungen gehen – und das am besten alles auf einmal.
Ach so, und nebenbei war auch noch der Eurovision Song Contest.
19. Mai
Musik
Jan und Olli wurden schon wieder versetzt. Das ist jetzt das dritte Jahr in Folge, in dem ich mir fest vorgenommen habe, den Kommentaren live beizuwohnen, und es ist das dritte Jahr in Folge, in dem ich an den Tagen danach die Show wie einen Podcast höre (und vielleicht ist es auch das dritte Jahr in Folge, in dem ich irgendwann aufgebe, da der Zeitgeist weiter fortgeschritten ist und keiner mehr drüber reden wird).
Bis jetzt gefällt mir der Beitrag von England irgendwie am besten. Er erinnert an Six, das Musical, bei dem ich in New York anwesend sein durfte – als Deutsch-Akzent-Coach für einen Abend. Aber auch der Beitrag aus Luxemburg und Italien hat mir gut gefallen.
Begleitet werde ich aber auch durch The Roches. Tolle Band für einen grau-kalten Tag in Berlin mitten im Mai. Übrigens eine Band bestehend aus drei Schwestern, die das erste Mal zusammen als Backgroundsängerinnen bei Paul Simon zu hören waren.
Andere Inspirationen
Meine Sternzeichen-App sagt, ich hätte das Herz eines Ochsen. Ich fühle mich sehr verbunden.
Film
The Shrink Next Door basiert auf dem gleichnamigen Podcast, in den Hauptrollen sind Will Ferrell und Paul Rudd – und den Spaß gibt’s auf Amazon. Erwartet hatte ich eine leichte, lustige, etwas über die Grenzen des Therapeutischen hinausgehende Serie über zwei Männer, die durch Therapiesitzungen Freunde werden. Naja, das trifft es nicht ganz. Die Geschichte handelt eher von einem narzisstischen Therapeuten, der seine Vorteile aus Patienten zieht und es schafft, einen dieser Patienten ganz an sich zu binden – ihn so zu manipulieren, dass dieser sein Leben aufgibt und mit Geld, Haus und Firma seinem „Schutzbeauftragten“ in die Hände spielt. Fantastisch gespielt – was einen nicht weniger wütend macht, dass es das so wirklich gegeben hat (und gibt). 7,3 von 10 Sternen.
The King’s Speech ist einfach ein so absurd emotional wunderschöner Film. Colin Firth ist in einer seiner schauspielerischen Meisterleistungen, Bonham Carter brilliert und keiner kann so tolle Stimmübungen machen wie Geoffrey Rush – und dass Dumbledore zu King George V wird, rundet das alles noch ab. 9,9 von 10 Sternen.
Andere Inspirationen
Die Oper nimmt eine neue Form an und schreitet damit in eine neue Dimension. Was ein Tag Arbeit alles verändern kann!
Auch hilft es manchmal, statt minutenlange Audios auf WhatsApp hin und her zu senden, ein Telefonat zu führen. Oldschool, ich weiß – hilfreich aber auch. Und wenn man dann noch im Treptower Park Schwanbabys beobachtet, scheint doch alles seine Richtigkeit zu haben.
Musik
Durch die Serie The Shrink Next Door habe ich jetzt den Podcast angefangen UND FINDE ES EINE FRECHHEIT, DAFÜR GELD ZU BEZAHLEN, WENN ICH DOCH GENERELL SCHON GELD DAFÜR BEZAHLE. Warum macht man das jetzt, mit diesem Freischalten?
Film
Mission: Impossible – The Final Reckoning oder wie ich ihn nenne: Teil 119, ist im Kino angelaufen, und nach fast zwei Jahren Warten ist es endlich so weit – leider haben sich die IMAX entschieden, den Film erst mal nur auf Deutsch zu zeigen. Aber dafür gibt es ja Gott sei Dank die Yorck-Kinos. Bewaffnet mit Nachos, Käsedip, Schokolade und Toffifee (der Film geht drei Stunden, Freunde) geht’s los.
Ein bisschen hatte ich das Gefühl, dass der Film seinen Vorgängern einen Liebesbrief schreibt. Auch ist mir dadurch aufgefallen, dass ich wahrscheinlich nicht mehr als drei Teile gesehen habe – sprich: den ersten, den dritten und den siebten. Da sind noch einige Filme dazwischen. Wird nachgeholt. Die zwei großen Actionszenen sind der Wahnsinn – da sitzt man wirklich auf der Kante seines Kinosessels und fiebert richtig mit. Tolles Erlebnis. Er ist viel zu lang – aber irgendwie darf er das sein. Und es ist einfach Tom. Alles in allem: gute 7 von 10 Sternen für einen Mission: Impossible, 5,8 von 10 Sternen im generellen Filmranking. 10 von 10 für eine Montagabend-Beschäftigung.
20. Mai
Ich habe ein neues Spiel: Ich schalte die Fidi-und-Bumsi-Playlist ein (kreiert von meinem Lieblingspodcast) und höre mich in die Alben der Künstler ein, die ich entweder nicht kenne oder lange nicht gehört habe. Wie eben The Roches gestern, wie Too Dumb for Suicide und Ryan Adams' Prisoner.
Film
Aufgrund der Podcast-Vorbereitung putze ich den Balkon, während nebenbei Tom-Cruise-Dokumentationen laufen. Wer hat etwas Hilfreiches gegen die Invasion von Tauben?
Musik
BAWSR ist ein fantastisches Hip-Hop-Album, lässt mich wieder cool fühlen, während ich über die Warschauer Straße laufe – und ist einfach ’ne Granate. Danke, Jungs.
Andere Inspirationen
Die Türen meines Lieblings-Comedy-Boatys öffnen sich wieder, und ich darf das allererste Mal auf der Seite der Comedians sitzen. Den Anfang macht Ludwig – und wir lieben Ludwig. Es gab einen Spontanact, und ich habe den kompletten Abend sehr genossen. Wie schön, so direkt auf dem Wasser, mit der richtigen Außentemperatur, einem Bierchen und dem Glück, mit dem Host noch eine kleine Afterparty zu veranstalten. Die ging leider auch ein bisschen lang.
Ich bin sehr lange keinen Nachtbus mehr gefahren und finde das Ostkreuz so ganz ohne Menschen und Züge sehr beängstigend.
21. Mai
Verdienterweise geht es mir an diesem Morgen entsprechend. Dabei scheint die Sonne, und es sind angenehme 23 Grad.
Musik
Das heißt in meinem Fall dann vor allem: Podcast statt Musik. Der wundervolle Jim Kroft hat endlich wieder neue Episoden veröffentlicht. Auch hänge ich bei Moritz und Till drei Folgen zurück, und nichts hat mich heute so aufgeheitert wie die Live-Folge Fest und Flauschig aus Freiburg, die mich an meine Zeit beim Tatort dort erinnert hat. Gute Zeit, schöne Zeit. Sehr unterhaltsam.
Film
The Studio ist anstrengend. Langsam bin ich mir des Überhypes bewusst und auch, dass ich gar nicht so ein großer Seth-Rogen-Fan bin. Gut produziert und lustig/überraschend zu sehen, wer neben Scorsese noch auftaucht – wie Olivia Wilde oder Zac Efron.
In Liebe, eure Hilde ist ein superklassischer Dresen-Film, was bedeutet, dass es sich anfühlt, als ginge er für immer – aber die Nachwirkungen sind intensiv. Es handelt sich um eine Filmbiografie über Hilde Coppi, die mit ihrem Ehemann Hans der Widerstandsgruppe Rote Kapelle angehörte. Toll gespielt, spannende Geschichte, sehr langatmig. Keine einfache Unterhaltung.
Andere Inspirationen
Das Schöne ist trotzdem, dass man auch an solchen Tagen ein bisschen kreativ sein kann – ohne den Druck, produktiv sein zu müssen. Vielleicht kommen von sowas auch die guten Ideen.
Was dazu auch schön ist: durch den Kiez zu laufen, wenn die Sonne untergeht und die ganze Atmosphäre flimmert und glitzert. Es summt aus den Bars und brummt auf den Straßen, und da sitzen sie – cornernd an den Ecken und an den Spätis. Wird Zeit, Sommer.
22. Mai
Der Wecker klingelt um acht, und mit viel Motivation und ein bisschen Nervosität geht die erste Reise nach Mahalla. Dort wird das Equipment gepackt: Lichter, Kameras, Objektive und Stative. Mahalla wirkt sehr harmonisch in dieser Zeit des Tages. Die Tauben gurren, und ihr Ruf hallt durch das riesige Gebäude. Menschen sitzen noch zusammen am Tisch mit ihrem ersten Kaffee, bevor sie zur Arbeit schreiten.
Die zweite Reise führt ins The Famous Goldwatch Studio, was ist, wie eine andere Welt zu betreten. In einem Keller in Weißensee eröffnet sich eine Welt, die aus den 20ern sein könnte – nur besser ausgestattet. Dort wird das Equipment wieder ausgepackt, es wird eingeleuchtet und aufgenommen. Was? Ben Berrits’ neue drei Songs. Wie sind sie? Fantastisch.
Weiterhin bin ich ein großer Fan von den Musikern in meinem Leben, die mir erlauben, bei den Studioaufnahmen beizuwohnen. Es ist so wunderbar inspirierend – außerdem macht der schwarze Kater Alfie das Erlebnis dort umso besonderer.
Nach getaner Arbeit geht die dritte Reise zurück nach Mahalla, dort wird wieder alles ausgepackt, um sich der letzten Reise zu widmen, die einen wieder ins heimatliche Gefilde bringt – und das bei gefühlten -13 Grad. Sommer, was ist los?
23. Mai
Auch dieser Tag beginnt mit einem frühen Weckton des im Handy eingestellten Weckers. Diesmal geht die Reise nach Mitte. Dort trifft man sich mit seinen Kollegen, mit denen man die Oper probt und schreibt – und wieder in die Gedächtnisse aller bringt. Das dauert einen ganzen Vormittag. Nicht müde pitcht man dann noch schnell seine Kinderbuchidee, um sich im Irrgarten der Charité kurz darauf zu verirren.
Als man dort sein Ziel findet, begibt man sich in den 15. Stock. Das Wehleiden kann dort bestimmt groß sein – aber die Aussicht ist wenigstens schön. Beladen mit allerhand Snacks verbringt man dort einige Zeit mit Händchenhalten und sitzt sich nun einer Kamera gegenüber – denn es ist Castingszeit.
Wünscht mir Glück.
Bis nächste Woche,
Bussi Baba