7. Februar
Nach erfolgreichem Tauchtraining, welches man hier im Paradies vielleicht als Arbeitszeit bezeichnen könnte, wurde das Wochenende eingeläutet. Nicht wie in Berlin – da würde man sich mit seinen Freunden verabreden, bestenfalls in einer Kneipe, sich über seine Arbeit, seine Partner, seine Träume austauschen – ganz anders als hier in Bora Bora. Denn auf dieser Insel lebt man in einem Traum. Ich für meinen Teil ziehe gerne Parallelen zu der Anemone aus Findet Nemo, bevor der Barrakuda kommt.
Es ist herrlich, wenn das Leben einem solch ein Geschenk gibt. Plötzlich riecht man, sieht man, schmeckt man ganz anders und ist permanent am Strahlen.
Es gibt natürlich auch hart arbeitende Kollegen an diesem Set – welche, die sogar nachts noch einmal losziehen, um eine typisch tahitianische Show im Restaurant aufzunehmen, während man an der Poolbar seinen Rosé schlürft (keine Sorge, es blieb bei einem, man ist ja nicht automatisch Millionär geworden). Ansonsten sitzt man dann eben noch ein bisschen, trinkt das aus dem Supermarkt mitgebrachte Bier, hört klassisch alte Songs aus meiner fantastischen Summer Chill-Playlist und guckt sich die Sterne oben an – und die Fische und Haie unter dem Wasserbungalow. Da gibt es nämlich einen Lagoon-Schalter, der diese schillernden Wesen fantastisch beleuchtet.
Man hat übrigens Sprich mit mir von T.C. Boyle zu Ende gelesen. Und ja, liebe Fangemeinde, ich bin weiterhin nicht überzeugt, dass Herr Boyle es mit meinen Favoriten wie John Irving oder eben auch Stephen King aufnehmen kann. War okay, hat sich schnell gelesen, aber naja.
Kurz: Es geht um ein Forschungsprojekt – ein Schimpanse wächst bei Menschen auf und erlernt die Gebärdensprache. Die Assistentin des Professors verliebt sich sowohl in den Affen (Sam) als auch in den Professor, und ja, es stellt sich heraus: Ist gar nicht so einfach. War aber von Anfang an klar, als der Affe auf Seite 10 der vorherigen Assistentin in die Wange beißt. 4 von 10 Sternen.
8. Februar
Das Glitzern des Wassers weckt einen. Klingt sowohl nach Angeberei als auch nach Unwahrheit, aber es ist nur das Erste. Es ist so blau hier und so klar, und sobald die Augen offen sind, zieht es einen magnetisch an. Nach getanem Morgenschwimmen gibt es die Yoga-Routine und einen Kaffee, Dumplings zum Frühstück und einen ungefähren Plan für den Tag: Man fährt auf die Hauptinsel, ins echte Leben, um wandern zu gehen und zu shoppen. So fühlen sich bestimmt die Kids aus Brandenburg, wenn sie mal nach Berlin fahren.
Also sitzt man am frühen Nachmittag auf der kleinen Fähre und kommt an in Vaitape – einer Häuseranreihung mit kleinen Shops und Hafen an der einzigen Straße in Bora Bora.
Tipp: Wenn die App sagt, es ist eine anspruchsvolle Wanderung, zieh keine Birkenstocks an.
Es war eine gute Idee mit einer halbwegs umsetzbaren Wanderung. Da ist man leider zu verantwortungsvoll dem ZDF-Publikum gegenüber, als dass man durch den Dschungel im 45-Grad-Winkel den Berg besteigt. Weiß ich jetzt. Dafür wurden Souvenirs geshoppt.
Man verbringt also den Abend wie jeden: mit Erstaunen und Fassungslosigkeit über die Schönheit dieses Planeten.
9. Februar
Jajaja, man wacht auf und springt ins Wasser und ist wieder ganz überwältigt – und hat sich für eine andere Wanderroute entschieden. Trotzdem wieder mit Birkenstocks. Also werden die Cracker eingepackt, man setzt sich in die Fähre – und checkt dann erst den Zeitplan. Insgesamt hat man 3 ½ Stunden auf der Insel, bevor die letzte Fähre zurückfährt (außer man steht von 8 Uhr morgens am Pier – aber es ist Sonntag?!). Die Wanderung zum Aussichtspunkt hätte schon 1 ½ Stunden gedauert … also muss man kreativ werden. Also trampt man eben. Es sind ja freundliche Menschen hier, die einen auch nur belächeln und nicht verstehen, warum man nicht am Strand liegen will.
Ein Aussichtspunkt, heilig, mit Grabstätten aus Vulkangestein ist jetzt auch von der Bucketlist abgehakt. War weltbewegend.
Auf dem Weg zurück wurde sich gegen die Fähre und für den Katamaran entschieden – wie soll man hier bitte keine Allüren bekommen? Wie?! Und dann, und dann, und dann gibt es auch noch einen teaminternen Hochzeitsantrag am Strand?! Ich weine.
Den Sonntagabend lässt man dann mit Hotelpizza (lockere 25 Euronen) und dem Film Aloha ausklingen, der bis zur letzten Szene fantastisch zu meiner jetzigen Lebenssituation passt. Schön. Einfach nur wirklich weltbewegend krass fantastisch schön.
10. Februar
Lieber Leser, liebe Leserin,
ich beschreibe hier ja auch nur, was mir im Leben passiert. Falls es Anmerkungen zu Folgendem geben sollte, wenden Sie sich doch bitte an die ZDF-Redaktion.
So wache ich auf an meinem zweiten Arbeitstag in Bora Bora, als die Sonne aufgeht. Es ist kurz nach 6 Uhr, ich soll um 6:45 Uhr im Kostüm sein, habe also sehr viel Zeit, mit meinem Kaffee dieses Spektakel zu betrachten.
Das heutige Kostüm beschränkt sich auf einen Bikini und die Schnorchelausrüstung. Beim Frühstück nickt man seinen Kollegen zu – innerlich eine nicht aufhörende, vor Freude schreiende Variante eines selbst. Wir werden von Mike abgeholt. Mike hat ein tahitianisches Boot, Mike ist ein Bora-Bora-Original, Mike spielt Ukulele, während wir an all den kleinen Inseln vorbeifahren. Die Kamera im Wasser wird vorbereitet, die Drohne fliegt über uns, und die Arbeit beginnt: Es wird geschnorchelt. That’s it. Das war der Arbeitstag: Schwimmen mit einer Million verschiedener Fische, die unter, neben und dann beim Tauchen über dir schwimmen, alle Farben haben, in einem so klaren Wasser, dass man meinen möchte, man sitzt in einer gläsernen Badewanne. Das werde ich nie vergessen.
Zurück im Hotel gibt es dann Mittagessen mit den Kollegen, die nicht in der zweiten Unit waren. Ein neues Buch wird angefangen, Sport gemacht und Ukulele gespielt. Eine Woche länger, und ich bin buchstäblich eine Bora-Borarin.
11. Februar
Der Morgen beginnt mit einem Inga-Lindström-Gefühl – wenn du damit nichts anfangen kannst, ist das auch okay. Eigentlich heißt es in meinem Sprachduktus nur, dass wir eine Fahrradszene hatten. Irgendwie verbinde ich das immer noch mit Inga Lindström, obwohl das nun auch schon zehn Jahre her ist. Damals war ich sozusagen noch ein Schauspielbaby.
Überrascht wurden wir kurz vom Tropenregen mit Sonne, und ja, es bleibt einfach paradiesisch, was soll man da sagen? Es wurde noch in einem anderen Oberwasserbungalow gedreht, mit Infinity-Pool, den ich persönlich als unnötig empfinde, aber Luxusgeschmäcker sind ja unterschiedlich.
Zum krönenden Abschluss wurde von den Kamerajungs (danke, Kamerajungs!) noch eine Klappe geschlagen (an die Nicht-Film-Menschen: Es wird Alkohol getrunken), vom Bungalow gesprungen und mit der Regisseurin in Klamotten – sie hat jetzt einen Heldenstatus. Leider wurden alle wieder um 18 Uhr auf die andere Insel gefahren. Schade. Das war nun wirklich ein Spaß für die ganze Filmfamilie.
Es gab wieder eine Bora-Bora-Show, und an diesem Abend wurde ich auserwählt und durfte mit dem Ensemble tanzen. Also, wäre ich es gestern nicht schon gewesen: Heute ist es offiziell – Emilia ist eine Bora-Borarin. Ein abschließendes Glas Rosé und die spontane Entscheidung, die Nacht draußen zu verbringen. Zwei Sternschnuppen. Es geht fast wirklich nicht besser.
12. Februar
Wie bei einer Torte kommt es in Schichten, bis am Schluss die Kirsche aufgesetzt wird. So fühlt sich diese letzte Drehwoche jedenfalls an. Das Team fährt auf eine private Insel, um dort eine Party zu drehen.
Es wird morgens also wieder Boot gefahren (ich liebe Bootfahren). Einen so weißen Strand habe ich wahrscheinlich noch nie gesehen. Wir spielen Bierpong (nein, kein echtes Bier), wir tanzen mit Bora-Bora-Komparsen, wir trinken aus Kokosnüssen. Und obwohl Miss Superdeutsch nie ein großer Fan war, hat sie es doch sehr genossen. Dann, am Ende des Tages, bei Sonnenuntergang (natürlich), wurde die romantische Schlüsselszene gedreht – mit der Hauptinsel im Hintergrund und natürlich im Wasser. Oh, wow. Freunde der Sonne, ich weiß, wie sich Glückselichkeit anfühlt.
Und doch kommt am Abend ein kleiner Stich Sentimentalität hinzu, das Gefühl, dass die Tage ja doch bald gezählt sind. Morgen ist der letzte Drehtag. Ein letztes Mal Weltreiseabenteuer vor der Kamera. Wie absurd das Leben sein kann – zu Hause sind es minus zehn Grad (was gut ist für Februar in Deutschland), und man sitzt dann als Deutsche am anderen Ende der Welt, um ZDF-Kitsch zu drehen. Danke, Jesus, Gott, Buddha oder ZDF-Redaktion – das ist schon echt eine Wahnsinnszeit.
Um die Erfahrung hier noch perfekter zu machen, saß ich mit einem amerikanischen Pärchen (sie Schauspielerin – ist ja klar, er Versicherungsheini) auf ein Glas Rosé. Und anscheinend werde ich ab jetzt öfter nach Atlanta reisen und ins Casino gehen. Unabhängig voneinander vielleicht auch.
Das mit dem Draußenschlafen hat sich sehr bewährt: unten die Fischis, oben die Sternis und das Plätschern der Haie auf Jagd nach öffentlich-rechtlichen Schauspielern.
13. Februar
Jap, ich bin traurig. Nicht ganz unerwartet, und auch ohne Schwere, aber hey, fünf Wochen Weltreise mit den gleichen Leuten macht dann doch schon etwas mit einem.
Es wird wieder viel Boot gefahren und nochmal geschnorchelt (ich sag’s ja, harte Arbeit). Und dann stehen wir alle da und beklatschen uns gegenseitig. Fertig. Film ist fertig und im Kasten. Alle werden bald auf dem Weg nach Neuseeland sein, um den nächsten Film zu drehen, während ich auf dem Weg ins kalte Deutschland bin. Absurd. Schön. Aufregend.
Tatsächlich wurde dann, auch um sich nicht mit seinen Emotionen auseinanderzusetzen (komm, das darf im Flugzeug passieren), "Fest & Flauschig" beim Kofferpacken gehört. Er geht zu, das ist ein gutes Zeichen. Der Sonnenuntergang war zwar nicht der spektakulärste, den ich hier gesehen habe, aber trotzdem besonders. Ein letztes Mal taucht sie für mich im Pazifik unter und hinterlässt dieses Lila, das ich vorher noch nie gesehen habe. Wir sitzen noch auf einen letzten Drink, dann wird die Decke wieder platziert und in die Sterne geschaut. Gute Nacht, Bora Bora, du schönste Insel der Welt.
14. Februar – Frohen Valentinstag
Okay, es ist tatsächlich besser, müde zu sein als traurig. Der Sonnenaufgang war wunderschön, und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Heute gab es Hühnchen-Dumplings. Große Enttäuschung als Vegetarier, der es gewohnt war, Dumplings zum Frühstück zu essen (verwöhntes Stück).
Der Regen setzte ein, die Sonne blieb an Ort und Stelle – die Magie des Abschieds. Wir fliegen gleich nach Papeete, um dort noch eine Nacht zu verbringen. Es liegen 28 Stunden Reise vor mir. Berlin wartet, ich bin gleich wieder zu Hause.
Die Eingewöhnung wird bestimmt interessant, davon kann man ausgehen.
Jedenfalls hatte ich die beste Zeit, die man sich für einen "Traumschiff"-Dreh vorstellen kann. Wir freuen uns auf Weihnachten und die Ausstrahlung. Und Leute, es ist erst Februar. Wer weiß, was das Jahr sonst noch so zu bieten hat?
Let’s go. Tschüss, Bora Bora. Hallo, Berlin. Bis nächste Woche!
Bussi Baba!