Der südenglische Sommer beeindruckt mit einer Menge Grün, kleinen Backsteindörfern, vielen Pubs mit lustigen Namen, vielen lustigen Namen für alles generell. Wie charmant England doch ist und wie schön, jetzt die Möglichkeit zu haben, dieses Land auf 4 Rädern zu entdecken, nach all den anderen europäischen Ländern, die man auf die Weise bereist hat.
Es ist mir ein innerliches Vergnügen, an meine Kindheit zu denken und an all die Abenteuer, die wir als Familie in unserem Camperbus bewältigt haben – da haben meine Eltern definitiv die richtigen Steine für die Zukunft gelegt und absolut was richtig gemacht.
Man verbringt einen Freitagabend mit jungen Erwachsenen, alle beenden sie gerade ihre Schule, schwärmen aus in die Welt und wollen die Freiheit genießen, bevor sich die Tore der Universitäten des Landes für sie schließen und weitere Jahre des Lernens anstehen. Die Kids können gut und sehr ausgelassen feiern – Euphorie ist da nur einen Katzensprung entfernt. So sitzt man jetzt an den Erwachsenentischen und hört den Eltern zu, die nun ganz verwundert auf die Zeit blicken, diese 18 Jahre, die doch so schnell vergangen sind. Schon am nächsten Tag sitzt man in einer ganz anderen Situation: Eine Hippie-Gartenparty wird zu Ehren eines Freundes geschmissen: Cocktailbar und Bierfässer, Livebands und ein Haufen gutes Essen – und zum krönenden Abschluss eine DJane aus Wien. Eine sehr internationale Party, und umso länger der Abend geht, umso mehr schließt man als zigarettendrehende Europäerin Freundschaften mit angetrunkenen Partygästen. Am längsten Tag des Jahres will wirklich keiner früh nach Hause gehen, und selbst für uns musste die Sonne schon wieder aufgehen, bevor sich die Campertüren schlossen.
Andere Inspirationen
Dinge, die ich gelernt habe: Der Körper ist leider keine Maschine. Der scheint Stress und Menschen und viel Arbeit und alkoholische Getränke nur bedingt gut zu finden.
Also ja, nach einer solchen Woche ist es nicht sehr überraschend, dass es einem dann sehr bescheiden auf dem Rückflug geht und sich das die Woche hindurchzieht. Sachen, die ich nicht empfehlen kann? Krank sein im Hochsommer!
Film
Auf einer Campingreise sei es clever, sich Filme und Serien herunterzuladen, denn selbst wenn alle über das Netz in Deutschland schimpfen – auf dem Land in England gibt es nicht mal einen 3G-Balken.
Also hat man keine Möglichkeit, The Americans weiterzuschauen.
Dafür schaut man die erste Folge The Gentlemen und fühlt sich gut unterhalten. Das wird auf dem fortgesetzten Trip im August fertig geguckt.
Man fängt Das Boot an und ist ein bisschen angewidert aufgrund der durchgehenden Brutalität, die dort zutage kommt. Nicht, dass ich etwas anderes erwartet habe (40 Männer, keine Dusche und nur ein Scheißhaus), aber doch scheine ich im Urlaub noch sensibler zu sein, was solche Inhalte angeht, und muss diese Serie tatsächlich nicht zu Ende schauen, obwohl es mir ein Fest ist, die ganzen Kollegen so zusammen zu sehen. Der liebe Rick, Leonard und Matti zum Beispiel.
TITAN, die Doku über das verlorengegangene U-Boot, reicht jedoch Das Boot die Hände – wenigstens was das Transportmittel angeht. Sie hat die perfekte Länge, um von London nach Berlin zu fliegen (auf die Sekunde genau), ist eine Geschichte über noch einen egomanischen Amerikaner, dem die Millionen wichtiger sind als Menschenleben. Ich habe das Gefühl, jetzt alle Aufnahmen der Titanic gesehen zu haben und somit kein Verlangen, es jemals in echt nachzuholen. Auch war mir das nicht bewusst, dass diese Expedition schon Jahre ging. Eine 3,6 von 10 Sternen.
So kommt man körperlich geschwächt und mit einem Reiserucksack voller neuer Eindrücke zurück in die Hauptstadt, zusammen mit seinen Nachbarn, die man zufällig am Flughafen getroffen hat. Berlin war jedoch der Meinung, das öffentliche Verkehrsnetz lahmzulegen – das macht den Heimweg direkt zum Abenteuer.
24.–27. Juni
Ausgenockt.
Und dabei ist man so schlecht im Kranksein.
Musik
Til Reiners sitzt im Hotel Matze. Ich habe eine ziemlich spezifische Meinung zu Matze Hielscher, trotz alledem hat er ab und an Gäste, deren Werdegang mich wahnsinnig interessiert. Diese Woche ist es eben Til – im Prinzip der deutsche Comedian (schade, Deutschland, schade), der sehr reflektiert und besonnen über seinen Werdegang erzählt. Til Reiners. Ne 10 von 10. Sehr inspirierend. Plötzlich will man auch seinen Cringe-Mountain besteigen.
Scouting for Girls ist der Soundtrack für Teenager-Coming-of-Age-Filme. Sprich: Sobald man diese Band hört, fühlt man sich direkt, als wäre man Teil eines Teenager-Coming-of-Age-Films.
4 in Wien habe ich für meine Besties kreiert, damals, als wir zusammen durch diese Schönheit von Stadt flanierten. 10 von 10 Sternen.
Film
The Americans ist eine gute Serie, das ist keine Frage. Ich bin jedoch angeschlagen und kann diese ganze Brutalität gerade einfach nicht sehen. Vor allem die, die gegen die Frauen geht. Ich möchte mich mit Tee und New Girl in meine Kissen vergraben und mich berieseln lassen. Diese ganzen Thriller und depressiven Mensch-gegen-Mensch-, Amerika-gegen-Russland-Geschichten, dieses ganze Betrügen und Belügen – das kann jetzt ein bisschen warten.
Also: Wer hat eine gute, leichte, schöne Serie für mich?
Buch
Auf meiner Reise auf dem Traumschiff hat mich The Salt Path in seinen Bann gezogen (Film kommt im Juli und ich bin wahnsinnig aufgeregt!).
Raynor Winn schreibt im ersten Teil über ihren Verlust des Hab und Guts und über die Entscheidung, den Salt Path entlang mit ihrem Mann Moth zu laufen, der schwer krank geworden ist. Eine so schwere Geschichte, erzählt mit so viel Hoffnung und Leichtigkeit. Nun habe ich den zweiten Teil: The Wild Silence im Bücherschrank entdeckt.
Es fängt ähnlich schwer an, nun ist es ihre Mutter, die schwer krank wird und sich aus dem Leben verabschiedet… Mhmm, das nagt ein bisschen an den Gedanken an die Zukunft. Jedoch schreibt sie wieder mit der Hoffnung einer Frau, die etwas vom Leben will und nicht aufgibt und einen so sehr berührt.
Ich freu mich sehr auf das dritte Buch, denn das zweite ist fast ausgelesen.
Andere Inspirationen
Es wird wahrscheinlich wenig Interesse aufkommen, wenn ich dir mitteile, dass ich wahnsinnig gut im Suppekochen bin. Versteh ich – aber falls du doch Inspirationen brauchst, meld dich doch.
Sonst bin ich meiner Leidenschaft wieder nachgegangen.
Ich hatte Castings. Ach, dieses Wort – Casting. Mit echten Menschen, ohne Kamera in seinem Wohnzimmer. So fuhr man nach Potsdam, in die Filmuni, ein Gebäude mit vielen schönen Erinnerungen, absolvierte ein sehr erfolgreiches Casting (ah, was ein Wort) und drückt seitdem die Däumchen.
Ein zweites Casting war dann im Prenzlauer Berg (natürlich), mit Aquarium und feshen Style-Magazinen. Auch dieses Casting hat großen Spaß gemacht und wurde mit einem Kaffee, guten Gesprächen und einem Spaziergang durch den Kiez belohnt.
So lasset uns alle die Däumchen drücken.
Morgen fällt die erste Klappe zum Shortcut II.
Ein zweiter Kurzfilm, geschrieben und gestaltet und hoffentlich begleitend als Regisseurin ohne Nervenzusammenbruch. Wird gut. Ich freu mich.
Also, bis nächste Woche.
Bussi baba, deine Emilia.